Theater im Klassenzimmer
Sophie und Hans Scholl: Jeder kennt sie und ihre Mitstreiter aus der „Weißen Rose“- der bekannten Widerstandsgruppe des Nationalsozialismus. Ihr Mut und ihre Entschlossenheit macht sie zu wichtigen Vorbildern für junge Menschen auf der ganzen Welt. Aber wie war es wirklich für sie, Teil der Widerstandsgruppe „Die Weiße Rose“ zu sein? Diese Frage zu beantworten ist nicht so einfach, weil dies ja nun bereits vor 82 Jahren geschah. Die Schülerinnen und Schüler der Klasse 8bM haben es geschafft, die Präsenz der Geschwister Scholl wieder aufleben zu lassen. Im Rahmen des Geschichtsunterrichts inszenierten sie ein packendes Drama über die letzten Tage im Leben von Sophie und Hans Scholl, die in den Jahren 1942/43 eine Reihe von Flugblättern verbreiteten, in denen sie das Nazi-Regime kritisierten. In ihrem sechsten und letzten Flugblatt rief die Weiße Rose offen zum Umsturz gegen das Nazi-Regime auf. Von einem Hausmeister der Münchener Universität wurden Sophie und Hans Scholl dabei beobachtet, wie sie die Flugblätter verteilten. Wenig später wurden sie verhaftet, zum Tode verurteilt und hingerichtet.
Das Theaterstück im Klassenzimmer hat uns einen Einblick in die Vergangenheit ermöglicht. Wie sahen die letzten Stunden vor ihrer Verurteilung aus? Standen sie immer noch zu ihren mutigen Taten oder haben sie sie insgeheim bereut?

Voller Herzblut verkörperten die Darsteller der Klasse 8bM die verschiedenen Figuren und sensibilisierten so für die Thematik. Generell basierte das Stück auf allerlei alten Briefen, Zitaten, Büchern sowie dem Film des Regisseurs Marc Rothemund „Sophie Scholl. Die letzten Tage“, dessen akkurate und authentische Nachzeichnung der Ereignisse in den fünft Tagen von Scholls Verhaftung bis zu ihrer Hinrichtung am 22. Februar 1943 auf den originalen Vernehmungsprotokollen der Nazi-Diktatur basiert.
Im Stück erlebten wir gemeinsam mit Hans und Sophie Scholl Schikane, Unrecht, Grausamkeit und Willkür. Wir fieberten bei ihrer Verteilung der Flugblätter, ihrer Verhaftung bis hin zur Verurteilung und Hinrichtung. Das Stück berührte und schmerzte zutiefst.

Nach der Szene „Hinrichtung“ folgte ein Nachspiel „Was können wir tun?“, in dem die Schülerinnen und Schüler über den Widerstand im Nationalsozialismus diskutierten. Hierbei stand besonders der Aspekt der Zivilcourage im Vordergrund. Die Geschwister Scholl sind ein Vorbild für Zivilcourage – und wir brauchen solche Vorbilder, die Schülerinnen und Schüler ermutigen, kritisch zu denken. Uns ist es äußerst wichtig, ein solches Thema auf verschiedene Arten, z.B. durch eine Inszenierung, aufzuarbeiten, sodass die Schülerinnen und Schüler über dieses Thema aufgeklärt und animiert werden, daraus zu lernen. Die „Weiße Rose“ ist nicht nur ein Stück über Verantwortung und den Mut zum Umdenken, sondern auch über Erwachsenwerden. Über Entdecken der eigenen Persönlichkeit und das Suchen und Finden des eigenen Lebenswegs in einer dunklen Zeit unserer Geschichte. Heute erinnert die „Weiße Rose“ an die Verantwortung jedes Einzelnen für Gerechtigkeit und Menschlichkeit in unserer Gesellschaft und vermittelt die Botschaft: „Nie wieder ist jetzt. Seid wachsam. Denn was einmal wirklich war, das bleibt für immer möglich.“ Die Idee zu diesem Motto lieferten die Geschwister Scholl. Sophie und Hans Scholl zeigten Courage und widersetzten sich der nationalsozialistischen Herrschaft. So wollen auch wir mutig sein und einstehen für ein Leben ohne Ausgrenzung, Hass und Streit und für ein friedliches Miteinander, ganz im Sinne unserer Schule – Schule mit Courage, Schule ohne Rassismus.

Es gab ein großes Lob an alle Schauspieler, vor allem an die Hauptdarsteller Zoey Andreß (Sophie Scholl) und Nico Langheinrich (Hans Scholl) und an Emilio Wolfrum, der sogar zwei Rollen spielte – den beflissener Hausmeister und berüchtigten Blutrichter Freisler.
(Irina Wittenzellner)